Geschichte

Unbequeme Frauen
Die westliche Mysterien Tradition und die unbequemen Frauen

Obwohl die Mysterien Tradition seit Jahrtausenden tief in unserer westlichen Kultur verankert ist, ist sie im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Nur wenige wissen um die kostbaren spirituellen Schätze, die die westliche Mysterien Welt in sich birgt. Und kaum einer weiß, wie wichtig Mysterienschulen für die Entwicklung von uns Menschen sind. Schon Suchende, die durch die Pforten der antiken Mysterientempel schritten, wurden gründlich geschult, in die universellen Weisheiten und die Geheimnisse der Menschheit eingeweiht und so auf ihre spirituelle Reise und die Wahrnehmung ihrer spirituellen Verantwortung vorbereitet. Seither wurden die Mysterien von Generation zu Generation weitergegeben. Dank des unermüdlichen Einsatzes vieler einzelner Menschen ist die westliche Mysterientradition heute noch so lebendig wie eh und je.

Frauen setzen neue Akzente

Wie alles andere auf der Welt wurden auch Mysterienschulen in Form von Bruderschaften und Priesterschaften überwiegend von Männern für Männer kreiert und kontrolliert, jahrhunderte- oder gar jahrtausendelang.
Interessanterweise hat sich das sich in den letzten zwei Jahrhunderten etwas gelockert. Da haben ein paar sehr eigenwillige Frauen neue Akzente gesetzt und gegen die alten rigiden Strukturen rebelliert. Sie sind eigene, neue Wege gegangen. Es waren Frauen wie Helena Petrovna Blavatsky (1831 bis 1891), Alice Bailey (1880 bis 1949), Dion Fortune (1890 bis 1946), auch Dolores Ashcroft-Novicki ist eine von ihnen. Diese Frauen haben eine neue Ära der Mysterienarbeit eingeläutet und sich für die Erhaltung und Weiterentwicklung der westliche Mysterientradition mit nachhaltiger Wirkung intensiv eingesetzt.
Diese Frauen, alle sehr experimentierfreudig, haben wichtige Pionierarbeit geleistet und alles daran gesetzt, die Essenz der westlichen Mysterientradition zu bewahren, weiterzuentwickeln und auch lebendig zu erhalten. Jede dieser Frauen machte das auf ihre ganz persönliche Art, entsprechend ihren eigenen Talenten, Begabungen und auch ihrem beruflichen Know-how. Ihre Bücher und Texte sind eine große Inspiration, viele davon sind heute noch erhältlich.

Dion Fortune

Dion Fortune wurde 1890 in England geboren. Sie war eine Rebellin, die sich auf ihre Art und Weise gegen die rigiden Strukturen spiritueller Bruderschaften auflehnte, indem sie ihren eigenen Weg ging und sich für das einsetzte, was sie für richtig hielt. Sie war eine dieser unbequemen Frauen, eine dieser Wegbereiterinnen, die immer wieder nötig sind, damit neue Wege erschlossen werden. Durch ihre Bücher sind der Nachwelt ihre persönlichen, damals sehr revolutionären inneren Forschungsprojekte erhalten geblieben. (Gareth Knight hat ein Buch über das Leben und Wirken von Dion Fortune geschrieben: “Licht auf Dion Fortune“.)
Vor über zwanzig Jahren las ich mein erstes Buch von Dion Fortune. Auch wenn mir beim Lesen einiges etwas fremd und altmodisch vorkam, spürte ich, dass diese Frau über ein großes, für mich damals undefinierbares Hindergrundwissen verfügte, das mich anzog und faszinierte – und das auch ich gern zur Verfügung gehabt hätte.
Jahre später, ohne zu wissen, dass zwischen Dion Fortune und Dolores Ashcroft eine tiefe Verbindung besteht, wurde ich auf Dolores aufmerksam. Ich war auf der intensiven Suche nach Frauen, die sich auch mit Gebärmutterabeit beschäftigten. Damals war ich mit meiner umwälzenden mystischen Erfahrung allein und dachte: Das kann doch nicht sein, da muss es doch noch andere Frauen geben, die ähnliche Erfahrungen machen wie ich! Dolores war die einzige, die ich damals finden konnte.

Dolores Ashcroft

Ich las erstmals ein paar ihrer Bücher, Bücher, die ich sonst nie zur Kenntnis genommen hätte. Ich war sehr erstaunt, wie sorgfältig und kompetent sie über innere Wege und sehr delikate esoterische Themen schrieb. Und es war ersichtlich, dass diese Frau aus einer tiefen persönlichen mystischen Erfahrung wirkte. Ich war darüber natürlich hoch erfreut und gespannt, diese erfahrene weise Frau persönlich zu treffen. Ich wusste, dass sie schon ein gewisses Alter hatte und wollte sie und ihre Arbeit unbedingt kennenlernen. Es folgte eine für mich sehr wichtige Begegnung, und noch heute verbindet uns mehr als eine tiefe Freundschaft.
Dass ich Dolores einige Male mit ihren Seminaren und Veranstaltungen eingeladen habe, hat bei einigen den Eindruck erweckt, dass Dolores genauso wie ich in der weiblichen Ausrichtung mit Frauen arbeitet und dass ich die weibliche Arbeit von ihr gelernt hätte. Doch wenn sie die gleiche Arbeit machen würde wie ich, müsste ich sie nicht extra hierher in die Schweiz einladen. Wir haben vielmehr beide unterschiedliche Herangehensweisen.

Individuelle Wege

Mysterientraditionen funktionieren so, dass die Schüler und Schülerinnen ihren inneren Weg selbst entdecken, die inneren Pfade selbst beschreiten und die Mysterienwelt selbst entschlüsseln müssen. Eine Mysterienschulung dient dazu, die Suchenden so zu unterweisen, dass sie die Schleier, die die Geheimnisse des Lebens umhüllen, selbst lüften können.
Alle Schüler erforschen die Mysterien selbst, und mit der Zeit entwickeln sich besondere Talente, Vorlieben und individuelle Spezialgebiete. Jeder lebt sein eigenes spirituelles Lebenswerk und somit die eigene Bestimmung. Deshalb gehen aus Mysterienschulen auch immer wieder Pioniere und Freidenker hervor. Die Mysterientradition ist das innere Fundament und das Tor zu vielen unterschiedlichen Bereichen wie Alchemie, Magie, Tempelarbeit, Mystik, Heilung und vielem mehr. Deshalb haben Dolores und ich in unserer Arbeit unterschiedliche Prioritäten und unterschiedliche Ausrichtungen – und trotzdem verbindet uns eine tiefe Verwandtschaft. Das macht unsere Begegnungen auch so wertvoll. Gerade weil wir die Dinge anders angehen und in unserer Arbeit andere Schwerpunkte setzen, ist für mich der Austausch und die Begegnung mit Dolores eine große Bereicherung, denn die Essenz ist und bleibt identisch.

Von Generation zu Generation

Jede Generation hat eine andere und neue Aufgabe, die den Notwendigkeiten der jeweiligen Zeit entspricht. Jede Mysterienschule hat einen anderen Schwerpunkt und eine andere Verantwortung und arbeitet häufig auch mit unterschiedlichen Methoden. Sie stehen jedoch alle im Einklang mit den universellen Gesetzen und in Verbindung mit der inneren Welt.
Dolores Ashcroft-Nowicki ist Eingeweihte und Linienhalterin der westlichen Mysterientradition. Sie erhielt ihre Mysterienschulung in der damals von Dion Fortune gegründeten Schule „Inner Light“. Aus Dion Fortunes Schule heraus hat sich eine neue Mysterienschule geformt: „The Servants of the Light“, die Dolores seit 30 Jahren leitet. Durch ihre angeborene Medialität und dadurch, dass sie in verschiedenen Traditionen geschult und eingeweiht ist, verfügt Dolores über ein enormes Wissen und praktisches Know-how, das sie anderen Menschen zur Verfügung stellt. Sie ist heute eine der renommiertesten Lehrerinnen für okkulte Wissenschaften.
Dolores hat einen einmaligen Beitrag geleistet, die westliche Mysterientradition lebendig zu erhalten. Mit ihren etwa 25 Büchern hat sie sich dafür eingesetzt, Menschen in der Mysterientradition zu schulen und sie durch die Pforten der Mysterien in ihre mystische Heimat zu begleiten.

Sexuelle Weisheiten

Interessanterweise war Sexualität für beide, sowohl für Dion Fortune, als auch für Dolores, im Zusammenhang mit spiritueller Entwicklung ein wichtiges Thema. Dion Fortune hat sich intensiv mit dem Thema Sexualität und Polarität befasst. Sie hat sich darüber auch öffentlich sehr natürlich und unverkrampft geäußert – und das in der Zeit um den Ersten Weltkrieg, als das noch sehr ungewohnt war, umso stärker, wenn es aus dem Mund einer Frau kam. Dolores hatte als erste ein Buch zum Thema Sexualmagie geschrieben und diese dadurch in einem neuen hellen Licht erscheinen lassen. Auch das war sehr mutig.
Schön, dass es immer wieder solche unbequemen Frauen gibt, die die Kraft haben, gegen den Strom zu schwimmen und neue spirituelle Wege zu gehen, die ihrer eigenen Erfahrung und Wahrheit entsprechen. Für mich sind solche Frauen eine Quelle großer Inspiration. Sie motivieren mich immer wieder, dranzubleiben, besonders in schwierigen und anstrengenden Zeiten.

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